// Neutronenbombe //

Eine Neutronenbombe ist eine thermonukleare Waffe, die entwickelt wurde, um die tödliche Neutronenstrahlung in der unmittelbaren Umgebung der Explosion zu maximieren und gleichzeitig die Druckwelle, Hitze und den Radioaktiver Niederschlag zu minimieren.

Die durch eine Kernfusionsreaktion erzeugten Neutronen dürfen absichtlich aus der Waffe entweichen, anstatt von ihren anderen Komponenten absorbiert zu werden. Die Neutronenstrahlung, der als primäre zerstörerische Wirkung des Gefechtskopfes verwendet wird, ist in der Lage, die gegnerische Rüstung effektiver zu durchdringen als ein konventioneller Gefechtskopf und macht sie zu einer sehr tödlichen taktische Waffe.

Funktionsweise

Vom Bauprinzip her ist eine Neutronenbombe, auch ERW (enhanced radiation weapon) genannt, eine Wasserstoffbombe (die zur Klasse der Kernfusionswaffen gehören) mit Deuterium-Tritium-Brennstoff, deren Bauweise im Wesentlichen dem Teller-Ulam-Design ähnelt.
Bei den auf Kernspaltung beruhenden herkömmlichen Nuklearwaffen, werden etwa 95 % der Energie als Wärme von einigen Millionen Grad und nur 5 % in Form von Strahlung freigesetzt.
Die Verhältnisse sind bei der Neutronenbombe nahezu umgekehrt. Sie setzt über 80 Prozent ihrer Energie in Form von Strahlung frei und nur knapp 20 Prozent als Druck und Hitze.

Die Bombe wurde 1962 erstmals getestet. Sie explodierte einige Hundert Meter über der Erde und entfaltete im Umkreis von nur etwa einem Kilometer ihre Wirkung, ohne das eine „längere“ (mehr als einige Tage) radioaktive Verseuchung zu messen war.


Geschichte

Das Konzept wurde ursprünglich von dem amerikanischen Physiker Samuel T. Cohen (1921 – 2010) in den späten 1950er Jahren entwickelt. Sie wurde als "sauberere" Bombe für den Einsatz gegen gepanzerte sowjetische Divisionen angesehen. Da diese bei alliierten Nationen, insbesondere in Westdeutschland, eingesetzt werden könnten, wurden der reduzierte Fallout und der geringere Explosionsschaden als wichtiger Vorteil angesehen.
Der Begriff „saubere Bombe“ ist einen zynische Umschreibung ihrer Wirkung: Im Vergleich zu anderen Nuklearwaffen tötet sie hauptsächlich Menschen (und andere Lebewesen), lässt aber Gebäude und Ausrüstung weitgehend intakt.

Einsatz

Operativ wurden ERWs zunächst für Raketenabwehr-Systeme (anti-ballistic missile (ABM)) eingesetzt. In dieser Rolle würden die freigesetzten Neutronen dazu führen, dass nahegelegene Sprengköpfe einer Teilspaltung unterzogen werden, wodurch eine ordnungsgemäße Explosion verhindert würde. Damit dies funktioniert, muss der Neutronensprengkopf innerhalb von ca. 100 Metern von seinem Ziel explodieren.

In den 1980er Jahren wurde die Waffe erneut für den taktischen Einsatz durch die USA vorgeschlagen. Diesmal provozierte sie einen Feuersturm von Protesten, da die wachsende Anti-Atombewegung in dieser Zeit an Einfluss zugelegt hatte. Die Opposition war so heftig, dass die europäischen Führer sich weigerten, sie auf ihrem Territorium zu akzeptieren. Präsident Ronald Reagan beugte sich dem Druck und die gebauten Exemplare der W70-3 blieben in den USA auf Lager, bis sie 1992 in den Ruhestand verabschiedet wurden. Die letzte W70 wurde 2011 demontiert.

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